Mittwoch, 11. Oktober 2006

Zwangsheirat und Liebesehen

Ich empfehle wärmstens die Autobiografie von Ayaan Hirsi Ali "Mein Leben, meine Freiheit" (mehr). Bei der Lektüre ist mir klar geworden, was hierzulande an der Diskussion über Zwangsheirat (im Islam und andersw0) schief läuft: Die muslimischen Frauen, die wie Hirsi Ali gegen diese Praxis protestieren und sich wehren, tun das aus Liebe zur Freiheit. Statt in einer patriarchalen Ehe zu versauern wollen sie hinaus in die Welt: reisen, studieren, Politikerin werden. Ihr Protest trifft aber im Westen auf eine Kultur, die es immer noch, trotz aller Emanzipation, als höchste Lebensaufgabe einer Frau ansieht, den richtigen Mann fürs Leben zu finden. Den einen, der ihr Sinn und Halt und wasweissich geben soll - ein Blick in die nächstbeste Frauenzeitschrift reicht, um diese These zu belegen. Die Vorstellung, zwangsweise mit einem Mann verheiratet zu werden, den sie nicht liebt, erscheint da natürlich nicht nur als Unterdrückung, sondern als Horror, weil er dem weiblichen Wesen diametral entgegen gesetzt, das die Liebe zum (richtigen) Mann zum zentralen Lebensinhalt hat. Die Ablehnung der Zwangsehe ist dann aber nicht mehr, wie bei den Muslimas, Ausdruck der Liebe zur weiblichen Freiheit, sondern im Gegenteil Ausdruck von Unfreiheit: Das weibliche Begehren soll sich auf den Mann richten, nicht auf die Welt...