Sonntag, 16. Juli 2006

Grundeinkommen ohne Frauen?

Vorgestern (am 14. Juli) gab es in Frankfurt eine gute und interessante Veranstaltung zum Grundeinkommen, u.a. mit Götz Werner und Philip van Parijs. Aber es war leider wieder ein Abend ganz ohne Frauen - nicht nur auf dem Podium, sondern auch bei den Wortmeldungen aus dem Publikum sprachen fast nur Männer. Es ist ein ähnliches Phänomen wie das, was ich im letzten Post über den Männerrat der Religionen geschrieben habe. Irgendwie verstehen diese politisch agilen und durchaus klugen und innovativen Männer nicht, warum sie mit Frauen reden sollten. Ich bin etwas ratlos, wie ihnen das verständlich machen. So hatte ich z.B. am Freitag auch gar keine Lust, mich zu Wort zu melden. Aber dass das Grundeinkommen, obwohl so logisch und einsichtig, politisch fast nicht umsetzbar erscheint, hängt sicher auch damit zusammen, dass viele Frauen dieser Idee leider skeptisch gegenüberstehen, und zwar aus anderen Gründen als Männer, die das Grundeinkommen ablehnen. Aber da niemand mit ihnen redet...
Grundeinkommen im TV unter: http://www.grundeinkommen.tv/
Mehr zur Diskussion in Frankfurt: http://www.initiative-grundeinkommen.ch/content/blog/
Ein Text von mir zum Thema: http://www.antjeschrupp.de/grundeinkommen_2006.htm

6 Kommentare:

antjeschrupp hat gesagt…

Argumente von Frauen für ein Grundeinkommen könnten sein: Für sie ist es nichts Neues, dass Arbeit und Einkommen entkoppelt sind, Hausfrauen und Mütter arbeiten schon immer aus anderen Gründen als Geld, Frauen finden ihren Sinn im Leben leichter als Männer woanders als in Beruf und Karriere. Argumente von Frauen gegen ein Grundeinkommen sind jedoch: Gerade jetzt wo Pflege- und Erziehungsarbeit endlich in der ökonomischen und politischen Diskussion sind, wären sie mit einem Grundeinkommen abgedeckt und wieder "vorpolitisch". Außerdem zweifeln Frauen daran, ob es wirklich allen gelingt, einen anderen Sinn zu finden. Und schließlich hört sich das Grundeinkommen aus dem Mund seiner Verfechter oft ein wenig nach Hokuspokus an (machen das und alle Probleme sind gelöst). Schließlich und letztlich setze ich mich aber dafür ein, dass auch Frauen das Grundeinkommen unterstützen, weil es wirklich die einzig sinnvolle Lösung für das Ende der Arbeitsgesellschaft ist. lg Antje

Anonym hat gesagt…

Das Grundeinkommen wird IMO noch lange nicht kommen, denn um wirklich zu funktionieren müsste nicht nur Arbeit und Einkommen entkoppelt werden sondern auch das Steuersystem, das im Moment nunmal hauptsächlich Arbeitsentlohnung besteuert und erst in einem weit kleineren Rahmen (tendenziell sogar immer weniger) Produktivität bzw. die daraus erzielten Gewinne.

Die Wirtschaftslobbies sind IMO im Moment allerdings noch zu stark (und werden es durch die zunehmenden Verknüpfungen zwischen Politikern und Wirtschaft (Aufsichtsratsposten als Altersruhesitze für verdiente Ex-MdBs und Minister) auch noch eine ganze Weile bleiben.) - es ist ja schon nicht möglich, endlich die Subventionen für "Investitionen ins Ausland" abzustellen, wie Arbeitsplatzabbau im Inland und deren Verlagerung in "Billiglohnländer" euphemistisch bezeichnet werden (und die meist eh nur durchgeführt werden, weil sonst zu hohe Gewinne in den Bilanzen ausgewiesen werden müssten).

Sorry, aber ich bin da sehr pessimistisch, solange sich nichts grundlegendes im Denken der sog. "Eliten" ändert. Und das wird sich erst ändern, wenn die Personen, die
diese Klasse im Moment stellt, nicht mehr da sitzt. In Zeiten der Priorität der Seilschaften und "Netzwerke" vor Kompetenz dürfte aber auch hier eine Änderung eher unwahrscheinlich sein ....

Anonym hat gesagt…

Das Grundeinkommen wird wohl hoffentlich nie kommen, denn es würde unseren Staat restlos ruinieren. Die Folge wäre unter anderem etwas, was man ja schon jetzt beobachten kann: Der ständige Zuwachs an "Unterschicht" bzw. abgehängtem Präkariat.

Das abgehängte Präkariat ist keine Folge von Globalisierung, sondern wird demographisch erzeugt.

Man sollte schlüssig aufzeigen können, wieso unter dem Grundeinkommen Menschen mit hohem sozioökonomischem Status mehr Kinder in die Welt setzen als sozial schwache Schichten. Dieser Nachweis wird nicht gelingen.

Leider denken die Verfechter des Grundeinkommens nicht langfristig genug. Und wie immer in dieser Gesellschaft denken sie nicht in Kategorien von Produktion und Reproduktion, sondern nur von Produktion.

Anonym hat gesagt…

Hallo Antje,
habe gerade Deinen/Euren Text zum Thema Grundeinkommen gefunden und bin froh, dass es einen Denkansatz gibt, der über Götz Werners Argumente hinausgeht.
Wie kann ich mich an der Diskussion / Entwicklung dieser Ideen beteiligen? Welche konkreten Schritte können Einzelne oder Gruppen tun, um einer Umsetzung näher zu kommen?
Liebe Grüße Barbara

antjeschrupp hat gesagt…

Hallo Barbara, tja, die Beteiligung kann wohl überall da laufen, wo du aktiv und unterwegs bist. Momentan wird ja an allen Fronten über das Grundeinkommen diskutiert. Je nachdem wo du wohnst, kannst du dich in Gruppen beteiligen oder unseren Text weitergeben, mit anderen diskutieren. Du kannst dich an unserem Internetforum www.bzw-weiterdenken.de beteiligen. Dort steht auf der Terminseite für 28./29. Aprill auch eine interessante Tagung in Mainz. Vielleicht magst du kommen, da würden wir uns dann auch persönlich kennen lernen.

Redaktion hat gesagt…

Online Umfrage Grundeinkommen

Auf http://www.zukunft-grundsicherung.de/umfrage steht ab sofort ein Fragebogen zum Thema „Grundeinkommen“ online.
An der Meinungserhebung können alle Personen teilnehmen, welche Interesse haben, die Forschungsarbeit zu unterstützen.

Der empirische Fragebogen steht im Zentrum der Master-Thesis des MBA ISMOS Lehrganges Sozialmanagement der Wirtschaftsuniversität Wien zum Thema „Grundeinkommen und die Frage der sozialen Gerechtigkeit“.

Die zentralen Anliegen der Meinungserhebung sind:
Einstellung gegenüber dem bedingungslosen Grundeinkommen
Gerechtigkeitsvorstellungen in Bezug auf das bedingungslose Grundeinkommen

Der Link zur Online Umfrage:
http://www.zukunft-grundsicherung.de/umfrage/