Mittwoch, 11. Oktober 2006

Zwangsheirat und Liebesehen

Ich empfehle wärmstens die Autobiografie von Ayaan Hirsi Ali "Mein Leben, meine Freiheit" (mehr). Bei der Lektüre ist mir klar geworden, was hierzulande an der Diskussion über Zwangsheirat (im Islam und andersw0) schief läuft: Die muslimischen Frauen, die wie Hirsi Ali gegen diese Praxis protestieren und sich wehren, tun das aus Liebe zur Freiheit. Statt in einer patriarchalen Ehe zu versauern wollen sie hinaus in die Welt: reisen, studieren, Politikerin werden. Ihr Protest trifft aber im Westen auf eine Kultur, die es immer noch, trotz aller Emanzipation, als höchste Lebensaufgabe einer Frau ansieht, den richtigen Mann fürs Leben zu finden. Den einen, der ihr Sinn und Halt und wasweissich geben soll - ein Blick in die nächstbeste Frauenzeitschrift reicht, um diese These zu belegen. Die Vorstellung, zwangsweise mit einem Mann verheiratet zu werden, den sie nicht liebt, erscheint da natürlich nicht nur als Unterdrückung, sondern als Horror, weil er dem weiblichen Wesen diametral entgegen gesetzt, das die Liebe zum (richtigen) Mann zum zentralen Lebensinhalt hat. Die Ablehnung der Zwangsehe ist dann aber nicht mehr, wie bei den Muslimas, Ausdruck der Liebe zur weiblichen Freiheit, sondern im Gegenteil Ausdruck von Unfreiheit: Das weibliche Begehren soll sich auf den Mann richten, nicht auf die Welt...

Donnerstag, 14. September 2006

Selbst Philip K. Dick konnte sich das nicht vorstellen...

Eben las ich die Kurzgeschichte "Gewisse Lebensformen" des genialen Science-Fiction-Autors Philip K. Dick - und musste wirklich schmunzeln. Diese Geschichte hat er 1953 geschrieben und sie ist in vielerlei Hinsicht visionär: Es gibt darin selbstregulierende Wärmesysteme in Häusern, so eine Art Internet, schlüssellose Türen mit biometrischer Personenerkennung und dergleichen mehr. Die Erde führt Kriege gegen alle möglichen Planeten, das heißt: Das Ganze spielt sehr weit in der Zukunft. Die Erde hat sich total verändert. Nur eine Veränderung konnte sich Dick damals noch überhaupt nicht vorstellen - dass Frauen Soldatinnen sein könnten. Das ist für ihn das Absurdeste überhaupt. Kein Vorwurf an Philip K. Dick. Wahrscheinlich war dieser Gedanke in den Fünfzigern eben genau das, absurd. Aber es zeigt eben doch, wie schnell sich die Realität ändern kann. Wir müssen es nur machen.

Sonntag, 10. September 2006

Evas Irrtümer

So, jetzt habe ich es gelesen, das Werk, das seit Wochen schon für Stürme im medialen Wasserglas sorgt. Es ist ein bisschen schwierig, ein Buch zu bewerten, über das man schon vor Erscheinen so viel Kritik und Häme gelesen hat. Und in der Tat ist das Pseudo-Skandal-Pamphletchen der ehemaligen Tagesschau-Sprecherin Eva Herman ziemlich daneben. Eigentlich halte ich es gerne so, dass ich schlechte und nicht lesenswerte Bücher lieber gar nicht rezensiere, denn jede Rezension, auch ein Verriss, lenkt ja doch die Aufmerksamkeit darauf. Aber in diesem Fall mache ich mal eine Ausnahme. Und zwar deshalb, weil mir in dem ganzen Medienrummel ein paar ganz entscheidende Aspekte fehlen. Hier also, kurz gefasst, meine Übersicht über "Evas Irrtümer": www.antjeschrupp.de/rez_herman_das_eva-prinzip.htm

Sonntag, 27. August 2006

Freiheit und Gerechtigkeit

Zur Zeit gibt es eine merkwürdige Diskussion: Die CDU, heißt, setze auf Freiheit, die SPD hingegen auf Gerechtigkeit. Komische Alternative. Wenn man die Wahl zwischen beidem hat, wird sich doch wohl jeder vernünftige Mensch für die Freiheit entscheiden, oder ? Naja, den meisten scheint das nicht so eindeutig zu sein, wie mir. Sie ist leider ziemlich heruntergekommen, die Freiheit. Kein Wunder, wenn ausgerechnet die Partei, die nichts so sehr fürchtet, wie freie Menschen - also solche, die vom vorgegeben Pfad deutscher Spießbürgerlichkeit (heute: Leitkultur) abweichen - sich als letzte Verfechterin der Freiheit aufführen kann. Von der SPD ist da nichts zu hoffen - wie alle staatstragenden Linken seit Marx opfert sie gerne die Freiheit, um dann durchzusetzen, was sei für gerecht hält. Aber leider ist sie damit nur Sprachrohr von vielen Leuten, die mit ihrer Freiheit eben auch gar nix anzufangen wissen und denen sie auch völlig egal ist. So erklärt sich auch die Sehnsucht zurück nach DDR-Zeiten: Ist ja tatsächlich auch egal, ob man in einem totalitären oder in einem freien Land vor der Glotze hockt. Wenn Freiheit nichts anderes ist als die Wahl zwischen links- und rechtsdrehenden Joghurtkulturen (oder ähnlich weit reichenden Dingen), dann braucht die ja wirklich kein Mensch. Trotzdem bleibt das Wort an sich schon schön: Freiheit. Vielleicht erlebt sie ja irgendwann ein Comeback.

Sonntag, 20. August 2006

Hausarbeit verschwunden!

Eine neue Studie hat ergeben, dass Frauen heute 5 Stunden pro Woche weniger Hausarbeit machen als noch 1992, Männer hingegen nur 4 Minuten mehr. Fragt sich also: Was ist mit all der Arbeit passiert? Bei etwa 20 Mio erwachsenen Frauen in Deutschland wären in den letzten 14 Jahren schließlich sage und schreibe 100 Mio Hausarbeitsstunden in der Woche einfach verschwunden. Ein Teil davon ist sicher "outgesourct" worden, an bezahlte Putzfrauen zum Beispiel. Ein anderer Teil wurde vermutlich wegrationalisiert: Mehr Unterhosen als früher landen wohl ungebügelt in der Schublade, und in den Ecken wird nur noch 2x im Jahr geputzt. Andererseits war die überpenibel-adrette Hausfrau mit Kittelschürze auch 1992 schon passé. Wenn der Trend so weitergeht - und dafür spricht vieles, wenn ich mich selbst so anschaue - müssen wir uns vielleicht irgenwann Gedanken um die Qualitätssicherung machen. Oder kommt doch irgendwann das Essen aus der Tube?

http://www.taz.de/pt/2006/07/25/a0079.1/text.ges,1

Sonntag, 13. August 2006

Coca Cola - Zero Gehirn

Coca Cola will jetzt auch die Jungs vom kalorienfreien Trinken überzeugen: "Zero Zucker" soll das neue Gebräu enthalten (was ja nix neues ist, seit es Cola light gibt). Interessant ist hingegen die Kampagne, die zur Zeit überall plakatiert ist und die geheimsten Wünsche junger Männer ausspricht: Eine Freundin mit Zero "Wir müssen reden" nämlich. Eine Freundin, die reden will, als Horrorvision? Das lässt ja tief blicken. Mein Eindruck: Zero Gehirn bei den Kampagnenmachern. Den Mädels kann man da nur empfehlen, auf Bionade umzusteigen. Das liegt sowieso im Trend und ist allemal besser, als auf's reden zu verzichten.

Sonntag, 16. Juli 2006

Grundeinkommen ohne Frauen?

Vorgestern (am 14. Juli) gab es in Frankfurt eine gute und interessante Veranstaltung zum Grundeinkommen, u.a. mit Götz Werner und Philip van Parijs. Aber es war leider wieder ein Abend ganz ohne Frauen - nicht nur auf dem Podium, sondern auch bei den Wortmeldungen aus dem Publikum sprachen fast nur Männer. Es ist ein ähnliches Phänomen wie das, was ich im letzten Post über den Männerrat der Religionen geschrieben habe. Irgendwie verstehen diese politisch agilen und durchaus klugen und innovativen Männer nicht, warum sie mit Frauen reden sollten. Ich bin etwas ratlos, wie ihnen das verständlich machen. So hatte ich z.B. am Freitag auch gar keine Lust, mich zu Wort zu melden. Aber dass das Grundeinkommen, obwohl so logisch und einsichtig, politisch fast nicht umsetzbar erscheint, hängt sicher auch damit zusammen, dass viele Frauen dieser Idee leider skeptisch gegenüberstehen, und zwar aus anderen Gründen als Männer, die das Grundeinkommen ablehnen. Aber da niemand mit ihnen redet...
Grundeinkommen im TV unter: http://www.grundeinkommen.tv/
Mehr zur Diskussion in Frankfurt: http://www.initiative-grundeinkommen.ch/content/blog/
Ein Text von mir zum Thema: http://www.antjeschrupp.de/grundeinkommen_2006.htm

Freitag, 30. Juni 2006

Männerrat der Religionen

Eigentlich ist es eine gute Idee: Der neue "Rat der Religionen" in der Schweiz. Bist auf die Tatsache, dass nur Männer drin sind. Und das, obwohl Frauen im interreligiösen Dialog um Lichtjahre weiter sind - wie etwa die Frauensynode in Barcelona 2003 gezeigt hat. Frauen protestieren natürlich dagegen, aber es wird dann so verstanden, als beschwerten wir uns darüber, dass Frauen nicht "vertreten" sind. Dabei geht es doch nicht um die Interessen der Frauen, sondern um die Interessen des Anliegens des Rates - diese exklusiven Herrenzirkel bringen erfahrungsgemäß einfach nicht viel zustande. Aber dass es lohnend ist auf Frauen zu hören, nicht weil mann sich damit als politisch korrekt zeigt, sondern weil es wichtig ist, was Frauen zu sagen haben, das geht in die Köpfe irgendwie nicht rein. Das Lob auf die angeblichen "weiblichen Kompetenzen", das überall erschallt, ist schal. Weiblichkeit gibt es nun mal nur mit Frauen. Hier ein Artikel aus der NZZ zu dem Rat: http://www.nzz.ch/2006/06/11/il/articleE71NW.html
und hier mehr über die Frauensynode in Barcelona: http://www.antjeschrupp.de/frauensynode_barcelona.htm

Mittwoch, 21. Juni 2006

Anti-Zwangsprostitutions-Kampagne war kostenlose Puff-Werbung

Ein "Ortsbesuch" eines taz-Reporters im Berliner "Artemis", das als WM-Puff im Schlepptau der Anti-Zwangsprostitutions-Kampagnen durch die Weltpresse ging, hat ergeben: Eine bessere und dazu völlig kostenlose Werbung hätten sich die Betreiber nicht träumen lassen können. Hunderte von Männern aus aller Welt wurden durch die vermeintliche Anti-Kampagne aufmerksam und strömen nach dem Ende der Spiele nur so herbei. Hier ist der Artikel: http://www.taz.de/pt/2006/06/19/a0164.1/text. Dass gut gemeint in diesem Fall ziemlich mies gemacht war, hätte man sich auch vorher denken können: www.antjeschrupp.de/zwangsprostitution.htm

Sonntag, 18. Juni 2006

Echte Fans und Busenwunder

In der taz gestern war ein interessanter Artikel über Frauen und Fußball. Die Ethnogin Almut Sülzle hat sich beschäftigt und herausgefunden, dass es im Dunstkreis des Männersports Fußball zwei Typen von Frauen gibt: Die "echten Fans", also fußballinteressierte Frauen, deren Geschlecht sozusagen großzügigerweise übersehen wird, und die "Groopies", also Frauen, die sich auf dem Feld besonders "weiblich" gerieren und damit kokettieren, dass sie nicht wissen, was Abseits ist. Wen's interessiert: http://www.taz.de/pt/2006/06/17/a0239.1/text

Montag, 29. Mai 2006

Neue Buchtipps

Zwei soeben erschienene Bücher möchte ich euch empfehlen: Frisch aus der Druckerpresse kommt das neue Büchlein von Dorothee Markert: Fülle und Freiheit in der "Welt der Gabe". Ihre These ist, dass der Wunsch, anderen zu geben, ein menschliches Grundbedürfnis ist, und sie plädiert dafür, dass wir die "Kultur der Gabe" ebenso wichtig nehmen, wie die "Kultur des Tausches" und dabei vor allem beide Ebenen nicht miteinander vermischen, sie aber auch nicht gegeneinander ausspielen. Es handelt sich um eines der kleinen quadratischen Büchlein zur Philosophie aus dem Christel-Göttert-Verlag und kostet nur 5 Euro.
Ebenfalls empfehlen möchte ich das Buch von Georg Magirius: "Vom Reichtum des einfachen Lebens. Auf den Spuren Jesu Alternativen entdecken" (Grünewald-Verlag). Entgegen des Titels ist es keineswegs ein weiteres Plädoyer für Asketentum, sondern ein Vorschlag, neu über den Sinn des Ganzen nachzudenken und Reichtum zu entdecken, wo man ihn erstmal nicht vermutet.
Ausführliche Rezensionen dazu findet Ihr demnächst auf meiner Homepage.

Mittwoch, 24. Mai 2006

Islam in den Medien

Diesen Artikel dazu fand ich sehr interessant: http://www.al-sakina.de/inhalt/artikel/islam_medien/islam_medien.html
Sabine Schiffer wird dazu am 6. Juni um 19 Uhr in Frankfurt bei den Medienfrauen einen Vortrag/Diskussion halten. Infos unter http://www.journalistinnen.de/ Regionalgruppe Frankfurt oder nochmal bei mir nachfragen

Dienstag, 23. Mai 2006

Warum ein Blog?

Nicht nur, weil es der neueste Trend ist. Sondern auch, weil es die Möglichkeit bietet
1. Dass ich von unterwegs aus aktuelle Gedanken und Kommentare abgeben kann
2. Dass auch Ihr eure Gedanken und Kommentare abgeben könnt
3. Weil ich neugierig bin und auch mal wissen wollte, wie das mit dem bloggen funktioniert
mal sehen, was draus wird.